Von Babos und Chabos und so…
Es ist Wahlkampf. Dieser banale Satz ist im Grunde eine dauerhafte Zustandsbeschreibung Deutschlands. Irgendwo ist immer Wahlkampf. Gerade ist Wahlkampf in Bayern. Und die Bayern sind ja immer für einen „dollen Otto“ gut – wie man bei uns in Westfalen so schön sacht. Star-Komiker ist diesmal nicht seine Hochwohlgeboren, die bayrische Hoheit Horst von und zu Seehofer, sondern einer seiner Vasallen: der Kommunalwahl Kandidat Fabian Giersdorf. Verschiedene Medien berichten, dass der 23-jährige Jungpolitiker sein Wahlplakat mit dem eingängigen Popsong-Titel „Chabos wissen, wer der Babo ist“ schmückte.
Azzlak – ein Verweis auf die multikulturelle sozialstruktur Deutschlands
Nach eigenen Aussagen wollte der Jungpolitiker mit dieser Zeile seine Nähe zur deutschen Jugend zeigen. Der kryptische Ausspruch „Chabos wissen, wer der Babo ist“ hat durch einen Pop-Künstler namens „Haftbefehl“ Verbreitung gefunden und bedeutet soviel wie „Die Jungs wissen, wer der Chef ist“. Die verwendeten Wörter Chabo und Babo entstammen dem Azzlack einer Abspaltung des Neudeutschen, das auf die multikulturelle Struktur der deutschen Gesellschaft referiert.
So unterstützenswert der Wunsch nach mehr Kundennähe in der Politik auch sein mag, so sehr scheint Fabian Giersdorf hier in seiner bayrischen Natur des unüberlegten Wortes über das Ziel hinaus geschossen zu sein. Der Pop-Künstler „Haftbefehl“ mag zwar ebenfalls durch seine Jungendnähe bekannt sein, jedoch zählt sein literarisches Schaffen nicht gerade zu den Vorzeigewerken der Jugendkultur. Als Beleg seien hier einige Ausschnitte aus dem obengenannten Liedgut des Pop-Künstlers genannt (Der Autor des Beitrags entschuldigt sich für die Wortwahl, die für Jugendliche unter 21-Jahren nicht geeignet scheint) :
„Dein Yokuzuna-Sumo ficke ich mit ’nem Pushkick“
„Was los, du Hurensohn? Komm wieder, wenn du Luft kriegst.“
Hat der politische Kandidat sich damit aus dem Wahlkampf gekegelt?
Nachdem sich der amtierende Babo der CSU in Bayern, seine Hochwohlgeboren, die bayrische Hoheit Horst von und zu Seehofer durch eine extrem schlechte Performance in den bundesdeutschen Koalitionsverhandlungen, bei der alle CSU-Minister downgegradet wurden und der peinlichen „wer betrügt, der fliegt“-Kampagne selbst zum Abschuss freigegeben hat, mag die zweite Reihe bereits mit den Hufen scharren.
Der Versuch von Dorothee Bär, einen neuen Nachfolger von Horst Seehofer ins Rennen zu bringen (Als Beleg siehe Foto zur linken) ist jedoch fehlgeschlagen. Allerdings ist Fabian Giersdorf noch jung und kann warten. Mit dem Plakat hat er eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg.
Angeschlagen scheint hingegen die Strippenzieherin selbst, weiß doch jeder soziologisch geschulte Sprachwissenschaftler, dass es in der patriachal geprägten Azzlack-Kultur keine Baba gibt, sondern nur immer einen Babo.
Letztendlich muss man den Schachzug als verunglücktes, schlecht vorbereitetes Gefecht ablegen, das außer medialer Aufmerksamkeit und digitaler Häme wenig gebracht hat.
Zusammenfassend kann man es vielleicht nicht besser ausdrücken, als die wunderbaren Wortakrobaten Blumentopf aus Freising, die sich einer jugendadequateren und intelligenteren Ausdrucksform bedienen, als es der oben genannte Künstler populärer Jugendkultur vermag. Grooven sie bitte jetzt…