London 2012: Zielvereinbarungen, KPIs und Benchmarks

Die olympischen Spiele in London 2012 sind vorbei, Deutschland hat 3 Medaillen mehr als in Peking 2008 und was macht das gute deutsche Land? Same procedure as every time, Deutschland nörgelt.

Stein des Anstoßes sind die sogenannten Zielvereinbarungen des Deutschen Olympischen Sport Bunds (DOSB). 86 Medaillen wollte/sollte – oder vielleicht doch könne – man bei den olympischen Spielen in London 2012 holen. Erreicht wurden 44, drei mehr als in peking 2008, dabei aber fünf Goldmedaillen weniger.

Herr Michael Vesper, Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat heute morgen im Deutschlandfunk erklärt (oder besser, wie es sein Job ist: relativiert), dass die Zielvorgaben – schon vor Peking 2008 abgesprochen – als ein best off zu sehen sind. Man habe mit allen Verbänden gesprochen und diskutiert, was möglich wäre, wenn alle geplanten Maßnahmen optimal umgesetzt würden.

Die Konsequenzen (die jetzige Debatte) kennt man in Agenturen nur zu gut. Einmal kommunizierte Zahlen, z.B. Benchmarks, können einem noch nach Monaten auf die Füße fallen. Egal ob sich die Rahmenbedingungen (z.B. damit verbundene Budgets) geändert haben  oder nicht, die Zahlen werden als Versprechen behandelt und das Nichterreichen als Bruch dieses Versprechens.

Das Schöne an dieser Debatte ist, es wäre vermutlich nie zu einer gekommen, wenn der DOSB kein Geheimnis aus den „wahren“ Zielvorgaben für London 2012 gemacht bzw. sich die Mühe gemacht hätte, erstmal welche zu entwickeln, um, wenn man die 86 Medaillien als Benchmark für das Erreichen des Ziels einer Langzeit-Strategie, die der DOSB anscheinden entwickelt hat, versteht, die olympischen Spiele in London 2012 als Meilenstein und Messpunkt zur Überprüfung des Status Quo der Strategie zu verwenden und zu kontrollieren, ob man sich bezüglich dieses longterm Ziels überhaupt auf dem richtigen Weg befindet.

So hat man jetzt die 44 erreichten Medaillen auf der einen Seite und 86 (wann auch immer) erwartete auf der anderen.

Die Information über diese 86 Medaillen ist jetzt aber entweder sinnlos, weil die Medaillen keine Benchmark für die olympischen Spiele in London 2012 waren, und ihre veröffentlich könnte somit als Taktik verstanden werden, um vom „Vergessen“ der Vergabe von „echten“ Zielvereinbarungen für 2012 abzulenken oder man hat es schlicht mit beamtlichen Dilettantismus  zu tun, indem Bürokraten ohne jeden Realitätsbezug Zahlen gewürfelt haben.

In beiden Fällen wirft der gesamte Vorgang kein gutes Licht auf den DOSB, egal wie Herr Michael Vesper und der DOSB versuchen sich rauszureden.

Also, gut das wir drüber genörgelt haben!

Mehr zum Thema:

ZDF Moderator Poschmann und die Dopingjäger

Die olympischen Spiele in London 2012 haben ihren kleinen Doping-Skandal. Das ist nicht verwunderlich, denn jeder hat ihn erwartet. Allerdings ist nicht die 15-jährige Chinesin, die innerhalb von 4 Monaten ihre Bestleistung mal eben um 2 Sekunden verbessert hat – auf 100 Meter – gemeint. Nein, es ist der altgediente „Kampfplauderer“ Wolf-Dieter „Poschi“ Poschmann vom ZDF, der sich gestern im Eifer des Gefechts bei Usain Bolts 100 Meter Lauf zu folgender Aussage hat hinreisen lassen:

„Das Vorhaben, Dopingsünder im Grunde genommen lebenslang wegzusperren, ist ja gescheitert – das ist auch nachvollziehbar. Weder die Vier-Jahres-Sperre noch ein Olympia-Verbot sind rechtlich durchsetzbar und wären ja auch nicht die Lösung. Im Grunde genommen wäre es nur die Fortsetzung der Augenwischerei, der Heuchlerei des immer noch unorthodoxen, wenig effizienten Kontroll-Aktivismus, verbunden mit hohen Kosten und mit der Dämonisierung der wenigen, die dann noch ins Netz gehen – das ist nicht die Lösung!” (vgl. Poschi und die Doping-Jäger)

Jetzt entbrennt eine kleine Diskussion um diese Aussage des ZDF-Moderators. Die einen meinen, Herr Poschmann habe nur die verkorksten Kontrollmethoden und das dahinter stehende bigotte System anprangern wollen. Die anderen unterstellen dem ZDF-Moderator Absicht und Verharmlosung von Doping.

So weit, so gut, ganz klar drückt er sich nicht aus. Die Inkonsequenz, mit der in einigen Ländern mehr (0 Schwimmmedailien für Deutschland), in anderen Ländern weniger (16 in den USA) kontrolliert wird, ist haarsteubend. Auch die Pharmakonzerne sind nicht gerade zurückhaltend damit, immer neue, nicht nachweisbare Doping-Methoden zu entwickeln (selbst Alpicin ist ja mit von der Party 😉 ).

Doch Poschi hatte zehn Minuten zuvor den amerikanischen Läufer Justin Gatlin, der 4 Jahre wegen Dopings gesperrt war, als einen, der sich zwar sperren aber nicht beugen läßt gelobt. Einen der alles für seinen Sport tut und sich nichtmal von einer Sperre aufhalten lässt.
Das ist schon ein starkes Stück, was Herr Poschmann da vom Stapel lässt. Das läßt sich auch nicht mehr als „im Eifer des Gefecht“ entschuldigen, denn das war vor dem Lauf, während der Vorstellung der Läufer. Herr Poschmann vermittelt den Eindruck, dass er Leistung um jeden Preis moderieren möchte, koste es was es wolle. Wenn Herr Poschmann Nachhilfe braucht, was die Konsequenzen sind, dann kann er ja mal hier nachlesen:  „Ich habe ein behindertes Kind“ – DDR-Doping und die Folgen. Vielleicht sollte Herr Poschmann erstmal nicht mehr zum Mikrofon greifen.

Hier noch ein kuzer Überblick über einige Meinungen bezüglich Poschmanns Äußerungen: