Luhmann über Wirtschaft

Die ‚invisible hand‘ hatte, schon im 17. Jahrhundert, eine Fortschrittsgarantie symbolisiert. Nachdem sie zunehmend unter Arthrose zu leiden begann, übernahm das Desiderat des wirtschaftlichen Wachstums selbst diese Funktion. […] Den Politikern und der öffentlichen Meinung wird folglich suggeriert, Wirtschaftswachstum sei notwendig, sei eine Bedingung gesellschaftlicher Stabilität.“

Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988, ISBN 3518287524, Kapitel 3.IV

Herr Habermas, bitte retten sie nicht auch noch, es sind schon genug…

Herr Habermas hat wiedermal die Bühne betreten und wortgewaltig vor sich hin schwadronierend, das Gute verteidigt und das Böse gebrandmarkt, um „die Würde der Demokratie zu retten.“

Den Versuch, die Schuld bei den Geldverleihern und nicht bei denen die das Geld leihen zu suchen, hat es in der Geschichte schon öfters gegeben Herr Habermas, und auch politisches Missmanagement muss immer noch – zumindest in Europa – vom Bürger durch regelmäßige Akklamation bestätigt werden.
Wenn „die Bürger“ sich durch Desinteresse und voyeuristischem Vergnügen an bäuerlichen Balzritualen selbst entmündigen, kann man hierfür wohl kaum ein anderes System als das eigene Psychische verantwortlich machen. Oder anders ausgedrückt, frei nach Herrn Luhmann, „Herr Habermas, sie sind malwieder unterkomplex!“

Vielleicht sollten wir lieber darüber nachdenken die Würde der Gesellschaftswissenschaften zu retten, bevor „wir“ uns dem politischen oder wirtschaftlichen System zuwenden.
Herr Habermas kann dann ganz Gutmensch und frei von jedem wirtschaftlichem Interesse seine Suhrkamp-Essays in der Bild-Zeitung bewerben.

Luhmann und die Beschreibung der Zukunft

Ab dem 18. Jahrhundert allerdings kippte dieser über viele Jahrhunderte stabile Glaube an die ewig gottgegebene, hierarchische und in sich perfekte Ordnung: »Das starre Gerüst der Schöpfung wurde durch die Fortschrittsidee […] in Bewegung gesetzt« und die moderne Gesellschaft fand sich fortan »in einer Schwebelage zwischen nicht mehr und noch nicht« (133). Anders formuliert: Die Gegenwart erscheint nunmehr als eine flüchtige Unterscheidung zwischen Vergangenheit (Identität) und Zukunft (Kontingenz).

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