Benedikt XVI. – habemus papam emeritus – wir haben einen emeritierten Papst

bzw. wir werden einen emeritierten Papst Benedikt XVI. haben – ab dem 28. Februar, 20:00 Uhr, um genau zu sein. So wie ich die Diskussion mitbekommen habe, haben sich die meisten Menschen mit einem „darf Benedikt XVI. das denn?“ und schnell über ein „wie war Benedikt XVI. denn so?“

In Deutschland waren sofort die Freikirchler und Reformer am Start, die nichts eiligeres zu tun hatten, ihre eigene Politik voran zu treiben und darauf hinzuweisen, das der anti-Obama reaktionär war und hoffentlich ein Besserer käme. Was immer dieses Besser auch heißen mag!
Besser für Deutschland, besser für Europa? Oder aber besser für Afrika oder besser für Amerika? Das dürfte nämlich immer etwas anderes bedeuten. Und was für Afrika gut ist, wird es nicht automatisch auch für Deutschland, im Gegenteil.

Die Katholische Kirche – Ein Tanker mit einem Bremsweg von mehreren Jahrzehnten

Die Baustellen die die katholische Kirche hat, sind so riesig, das in unserer heutigen Zeit, wo niemand mehr Zeit und Ausdauer hat für eine „echte Revolution“ (was immer auch das wieder heißen mag), weil nach 10 Tagen die Lust vergangen ist und eine neue „viel wichtigere“ Sau durchs Dorf getragen wird, erwartet wird, dass sich über Nacht Priester offen outen dürfen, Verhütung erlaubt wird und in der Kirche wild gesungen und gefeiert werden darf, der Papst gar keine Zeit mehr hat, die kleinen Schritte hin zu einem Wandel zu gehen, beziehungsweise Versuche dahin nicht wahrgenommen werden – von der Frage wo anzufangen ist mal ganz abgesehen.

Die Energiewende zieht sich schon seit 10 Jahren hin und wird vermutlich noch weitere 30 andauern. Und Strom haben wir erst sein gut 150 Jahren.

Die Katholische Kirche ist 2000 Jahren alt, ein Methusalem, der vielleicht letzte, den die Welt noch hat, denn es gibt – meines Wissens – keine andere Internationale Institution von solcher Reich- und Tragweite. Und nur weil alle von Gott, Jesus Christus und Maria sprechen, heißt das noch lange nicht, dass ein Deutscher, ein Ghanaer oder ein Mexikaner das gleiche meinen oder sich das gleiche Wünschen.
Der Papst kann bei so einem Tanker nicht einfach das Steuer rumreißen und mal schnell in den Suez-Kanal abbiegen.

Der Vatikan liegt immer noch im alten Rom

Davon abgesehen, ist der Staatsaparat im Vatikan weit von den Menschen entfernt und vermutlich tut man sich besser daran, John Maddox Roberts Romane um den Römer Decius Caecilius Metellus (50 vor Chritus) zu lesen, um die Politik im Vatikan zu verstehen, als fromme Kirchbücher oder tiefgründige Analysen moderner Politiksysteme.

Manfred Lütz schreibt sehr schön in seinem Buch „Bluff – Die Fälschung der Welt“, wie wir unsere eigene Welt „schaffen“ und Rolf Dobelli zeigt in seinen Büchern über die Kunst klugen Handelns und Denkens mit welchen Mechanismen dies vonstatten geht. Papst Benedikt hat selbst darauf verwiesen – wenn auch vielleicht anders intendiert – als er vom „den Glauben bedrohenden Relativismus“ sprach.

Die Menschen schaffen sich ihre jeweils eigene Welt, ich mir die meine, Sie geneigter Leser die Ihre und die Vatikansichen-Polit-Priester die ihre. Nur weil sie sich für uns – in der Regel – nicht zu erkennen geben, heißt das nicht, das es nicht auch in der vatikansichen Regierung Parteien gibt – der Opus Dei ist eine beispielhafte Ausnahme. Es gibt Konservative, Liberale, Sozis, wenn man sich das Thomas-Evangelium einmal anschaut, vermutlich sogar Kommunisten. Es gibt nicht DIE eine Kirche.
Und auch wenn die Message (Liebe und Gott und so) eindeutig erscheint, sind ja auch hier Varianzen zu erkennen.

Es wird seinen Grund haben, warum McKinsey noch nicht beim Vatikan vorstellig geworden ist und die Optimierung der Prozesse, die Verschlankung von Strukturen und die Modernisierung der Kommunikationswege vorgeschlagen hat.

Kardinal Ratzinger, Papst em. Benedikt XVI – die deutsche Kopfgeburt

Johannes Paul II. war ein konservativer, der heimlich mit Reagan daran gearbeitet hat, den Kommunismus zu Fall zu bringen. Johannes Paul II. war der erste Medienpapst und hat seine 3 (?) letzten  Jahre völlig ungeniert seine Demenz als häufchen Elend nuschelnd auf dem Tron Gottes verbracht. Leiden im Namen Christi – Hallelujah.

Kardnial Ratzinger, 1983 von Johannes Paul II. zum Leiter der Inquisition der Glaubenskongregation ernannt, durfte dieses Spekatkel hautnah miterleben. Und er hat offensichtlich seine Konsequenzen daraus gezogen. Ob es das merkwürdige Bild nach außen war – das wohl nur Dorftreue-Gottesanbeterinnen spirituell gewinnbringend beschreiben können oder die Strippenzieher im Hintergrund, die im Namen des Papstes Poltik gemacht haben, Anlass für seine Entscheidung waren, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht war es auch ganz etwas anderes. Doch wenn Benedikt XIV. auch kein „Führer“ war – auch wenn er auch Deutschland kommt – so war er ein Denker.

Kardinal Ratzinger hat Gott nicht spirituell gesehen, sondern versucht ihn intelektuell zu fassen. So kam es auch zu seinen Fettnäpfen u.a. mit dem Zitat aus der Freiburger Rede  „Was hat der Islam schon gebracht außer Gewalt“ (Sinngemäß). Im Kontext seiner Abhandlung wollte Prof. Dr. Ratzinger darauf verweisen, das der Islam mehr ist, mehr sein muss als Gewalt. Ob ihn diese Vorderung zusteht sei einmal dahin gestellt.
Man darf heute einfach nicht mehr Erwarten, dass Menschen bzw. Journalisten eine zwanzig Seitige Rede lesen und verstehen, sie nehmen sich eben heraus, was sich schick als Schalgzeile macht. Deshalb hatte ja auch Johannes Paul II. soviel Erfolg – einfach Botschaften, die jeder verstand.

Mit dem Tabubruch on the long Road to Reformation?

Die Kirche ist ein Methusalem, dessen Strukturen in 2000 Jahren gewachsen sind. So einen Tanker reformiert man nicht über Nacht, auch nicht in 8 Jahren. Um dieses Schiff zu überholen braucht es einen längeren Atem und mehrere Päpste – da ist für Messgrößen unseres Nachrichtenwert orientierten 1:30 Rythmus kein Platz. Was natürlich nicht heißen soll, das Kritik verboten ist – aber bitte mit Verstand und nicht auf RTL 2 Niveau.

Goethe hat einmal gesagt: „Ich kann nur erkennen, was ich kenne!“ und das ist es vermutlich, das den Umgang mit der katholsichen Kirche so schwer macht. „Jeder“ kennt seine Dorfkirche, aber wer kennt den Vatikan?

Vielleicht hat der Interviewgast, dessen Namen ich mir leider nicht merken konnte, ja recht und die große Leistung von Benedikt XVI. war der Tabuburch des Rücktritts. Mit der Vermenschlichung des Amtes des Papstes als Diener Gottes – als einfacher Arbeiter im Weinberg des Herren.

Vielleicht muss man, bevor man die Kirche wieder in die Welt der Menschen zurückbringen kann, zunächst das Amt wieder zu einem menschlichen machen. Das ein Papst, wenn ihm die Kräfte verlassen, sich zur Ruhe setzen kann und einem jüngeren kräftigeren die Zügel in die Hand gibt und somit die Zyklen in denen neue Entwicklung in die Leitung dieses Megakonzerns „Vatikan“ einziehen können, kürzer werden. Vielleicht ist dies der erste Schritt und Benedicts historische Leistung. Vielleicht irre ich mich aber auch und ich bin nur meinem eigenen Bluff auferlegen – ich glaube es aber nicht 😉

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