Es ist ein altbekanntes Klischee: Der „Jammer-AFD/BSW-Ossi“ sieht sich stets als benachteiligt, abgehängt und missverstanden. Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich dahinter? Ein genauerer Blick auf die statistischen Kennzahlen von Sachsen und Thüringen zeigt, dass die Realität oft positiver ist, als es die selbstmitleidigen Lamentationen vermuten lassen. Statt sich als Opfer der Umstände zu sehen, sollten die Menschen vielleicht einmal den Mut aufbringen, vor der eigenen Tür zu kehren.
Arbeitslosigkeit? Kein Grund zu Jammern!
Sachsen und Thüringen glänzen bei der Arbeitslosenquote: Mit etwa 5,4 % in Sachsen und 5,0 % in Thüringen liegen beide Bundesländer unter dem Bundesdurchschnitt von 5,7 %. Dies ist ein deutliches Signal: Der Arbeitsmarkt hat sich in den neuen Bundesländern längst stabilisiert. Das ewige Gejammer über fehlende Jobs hat längst seine Grundlage verloren. Wer Arbeit sucht, kann sie auch finden – wenn er denn will.
Bürgermeister überall! Fehlende Ansprechpartner? Keine Spur!
Auch bei der Anzahl der Bürgermeister schneiden Sachsen und Thüringen besser ab als manch westdeutsches Bundesland. In Sachsen gibt es rund 419 Gemeinden und somit 419 Bürgermeister; Thüringen bringt es sogar auf etwa 631 Gemeinden. Mit einer derart hohen Dichte an lokalen Entscheidern ist die Argumentation, man habe keinen Ansprechpartner oder sei „abgehängt“, kaum haltbar. Tatsächlich sind die Menschen in diesen Regionen näher an der Politik und Entscheidungsfindung dran als anderswo. Vielleicht liegt es also weniger an den Strukturen, sondern eher an der Bereitschaft, sich selbst einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
Ausländerquote? Mehr Deutsche als anderswo!
Ein weiteres beliebtes Thema der „Jammerossi“-Rhetorik ist die Angst vor Überfremdung. Dabei liegt der Ausländeranteil in Sachsen bei nur etwa 6,8 % und in Thüringen bei 5,8 %, während der Bundesdurchschnitt bei stolzen 14,5 % liegt. Weniger Ausländer, mehr „einheimische“ Bevölkerung – wo genau ist da also das Problem? Offenbar nicht in den Zahlen, sondern in den Köpfen der Menschen, die offenbar jede Form von Veränderung als Bedrohung empfinden.
Zusammengehörigkeit? Fehlanzeige!
Wo also liegt das Problem? Der Blick auf Studien zum Zusammengehörigkeitsgefühl und zur Einsamkeit in Ostdeutschland, besonders in Sachsen und Thüringen, zeigt eine erschreckende Bilanz. Trotz besserer Rahmenbedingungen fühlen sich die Menschen weniger als Teil der Gemeinschaft. Das Gefühl der Einsamkeit ist hier stärker ausgeprägt als im Westen. Während in dynamischen Großstädten wie Leipzig die Vereinsamung keine so große Rolle spielt, sind in vielen ländlichen Regionen die sozialen Netzwerke schwach. Der Zusammenhalt bröckelt – und das nicht wegen äußerer Umstände, sondern wegen innerer Einstellungen
Der Spiegel vor der eigenen Tür
Die Realität ist: Die Rahmenbedingungen sind da, die Arbeitslosenquote ist niedrig, die politische Nähe groß, die Ausländerquote geringer – dennoch fühlen sich viele abgehängt und isoliert. Es sind nicht die äußeren Umstände, die hier das Problem darstellen, sondern die Bereitschaft der Menschen, sich selbst als Teil der Gesellschaft zu sehen und aktiv daran teilzunehmen. Statt in Selbstmitleid zu versinken, wäre ein ehrlicher Blick in den Spiegel angebracht. Vielleicht ist es an der Zeit, die „Jammerossi“-Mentalität abzulegen und die Chancen zu sehen, die schon lange vor der eigenen Haustür liegen.
Fazit
Sachsen und Thüringen könnten Vorzeigeregionen sein, wenn ihre Bewohner sich endlich von ihrem Schattendasein befreien würden. Die Zahlen lügen nicht: Die Probleme liegen nicht in der Arbeitswelt, nicht in der Politik, nicht in der Überfremdung – sie liegen im Selbstverständnis der Menschen. Wer sich als Teil der Gesellschaft versteht, statt sich selbst auszuschließen, wird auch weniger Grund zum Jammern finden. Die „Jammerossi“-Rhetorik hat ausgedient. Die Zeit des Handelns ist gekommen.
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