Wenn man schon nach Friedenau gezogen ist, dann muss man die Vorzüge dieses kleinen Bezirks natürlich auch nutzen. Immerhin liegt hier an der Hauptstraße Berlins älteste Buchhandlung. Und im Sinne von support your local dealer habe ich dann auch gleich mal zugegriffen:
Harald Kartenstein schickt seinen Helden in die neunziger Jahre zurück. Die Zeit des Wandels in der DDR. Doch nicht etwa von der Wiedervereinigung wird geschrieben, sondern von den Auswirkungen des größten Ölfundes bei Warnemünde, der die Geschichte um die DDR leicht verändert. So sitzt zum Beispiel Angela Merkel vorübergehend im Knast und Herr Karl-Theodor zu Guttenberg wechselt die Seite und wird Minister in der DDR – die zahlen halt besser.
Colin Crouch – Die bezifferte Welt – Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht
Bei der zweiten Erwerbung geht es um ein ganz anderes Thema. Colin Crouch hat sein drittes Werk zur Postdemokratie veröffentlicht. Am Beispiel eine Nachricht, die vom National Health Service Herbst 2014 verbreitet wurde, nämlich das man für jede Alzheimer-Diagnose den Ärzten 55 Pfund zahlen wolle, zeichnet er nach, wie Neoliberale-Denkmuster unser Leben regieren und auch beeinträchtigen.
Empirisch ist das alles nicht neu. Crouch versteht es aber, die aus allen möglichen gesellschaftlichen Handlungsbereichen stammenden Beispiele auf ein Argument zulaufen zu lassen. Dieses zentrale Argument des Buches ist, dass der Neoliberalismus nicht nur den Staat und die Vielfalt gesellschaftlicher Anspruchsgruppen direkt attackiert, sondern dass er hierzu auf eine Perversion des ursprünglichen Marktkonzeptes und eine Verzerrung entscheidungsrelevanter Informationen setzt.
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