Wir haben die elende Europawahl gerade erst hinter uns, bei der faschistische Parteien in Deutschland in einigen Wahlkreisen bis zu 40% der Wählerstimmen für sich gewinnen konnten. 17% der unter 24-Jährigen haben Nazis gewählt. Deutlicher kann sich das Versagen unseres Schulsystems wohl kaum zeigen. Und natürlich die Planlosigkeit etablierter Parteien, wie man Wahlkampf für die junge Generation macht. Ich sage bewusst nicht „Politik“, weil diese Generation schon gepampert genug ist und die Forderung nach einer eigenen Politik wohl eher symptomatisch für die durch ihre Helikopter-Eltern generierte Selbstüberschätzung ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Wo war ich stehen geblieben? Genau, die EM. Kaum ist die Wahl vorbei reden alle schonwieder von Sommermärchen und Patriotismus wird auch wieder ganz groß geschrieben. Vor allem von den Menschen mit kleinem Ego. Patriotismus ist nämlich bull-shit. Patriotismus grenzt nämlich aus, immer!
Warum, das will ich hier kurz aufdröseln:
- Nativismus und Wir-Sie-Dichotomie: Patriotismus, besonders in seiner nativistischen Form, betont oft eine Dichotomie zwischen dem „Wir“ und den „Anderen“. Diese Trennung basiert auf der Vorstellung einer homogenen nationalen Identität, die jene ausschließt, die nicht als Teil dieser Identität gesehen werden. Das „Wir“ wird häufig als gut, ehrlich und als Opfer dargestellt, während die „Anderen“ als Bedrohung wahrgenommen werden.
- Diskursive Normalisierung von Ausgrenzung: Rechtspopulistische Parteien (RPP) nutzen patriotische Rhetorik, um Diskurse der Ausgrenzung zu normalisieren. Dies geschieht durch die Konstruktion von Feindbildern und die Schaffung eines „autoritären Nationalradikalismus“. Durch ständige Provokationen und das Überschreiten von Tabus verschieben sie die „Grenzen des Sagbaren“ und normalisieren ausgrenzende Einstellungen in der Gesellschaft.
- Ethno-Nationalismus und Homogenitätsfiktion: Der völkisch-nationale Volksbegriff, der oft mit patriotischen Bewegungen einhergeht, basiert auf der Fiktion eines homogenen Volkes. Diese Vorstellung führt zu Ausgrenzung und Diskriminierung gegenüber jenen, die nicht als Teil dieses „homogenen Volkes“ gesehen werden, wie Migranten, religiöse Minderheiten oder andere marginalisierte Gruppen.
- Historische und kulturelle Kontextualisierung: Historisch gesehen hat sich gezeigt, dass patriotische Bewegungen oft dazu neigen, eine rückwärtsgewandte, exklusive Form der Identitätspolitik zu fördern. Dies wird durch die Betonung von Traditionen und „Blut-und-Boden“-Ideologien verstärkt, die nicht nur eine nationale, sondern auch eine ethnische Reinheit propagieren. Dies schließt notwendigerweise diejenigen aus, die als nicht dazugehörig definiert werden.
- Instrumentalisierung von Krisen: Patriotische Rhetorik wird oft in Krisenzeiten instrumentalisiert, um strengere Ordnungspolitiken zu legitimieren und die Bevölkerung hinter einer vermeintlich einheitlichen nationalen Identität zu mobilisieren. Dies geht häufig mit der Konstruktion von Bedrohungsszenarien einher, die „die Anderen“ als Schuldige für die Krise darstellen und somit deren Ausgrenzung fördern.
Deshalb, Patriotismus braucht kein Mensch, schon gar nicht in Deutschland.
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