#Aufschrei – mehr als ein Sturm im Wasserglas? #update

Kategorien: Politik

Mit „der spitze Kandidat“ haben Franziska Reich und Andreas Hoidn-Borchers im Stern den Finger in eine Wunde gelegt, die die Gesellschaft seit Jahren mit viel Mull bedeckt. Eigentlich möchte doch niemand über den Sexismus sprechen, den Frauen in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind. Rainer Brüderle hat gerade das „Pech“, stellvertretend für eine Vielzahl von „Herren“ an den Pranger gestellt zu werden, die einen Po, eine Brust und die dazugehörigen Zoten als zum feinen Ton gehörend ansehen. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Die Herausforderung bei dem Problem „Sexismus“ ist, das er so alltäglich ist, das selbst viele Frauen sexistische Diskreminierung – weil alltäglich – nicht mehr problematisieren. Andere, die sich arangiert haben und sich in gewissen Situationen mit einem tiefen Ausschnitt und einem kurzen Rock die Beckensteuerung der Männer auch mal zu nutze machen, werden von den Gegenseite als Entschudligung herangezogen: „Die sind doch selber Schuld!“. Wobei hier Ursache und Wirkung verwechselt wird.

Wie komplex das Thema und die dazugehörige Diskussion ist, zeigen die Blog-Beiträge die gerade entstehen. Sie reichen vom klassischen Relativieren über den lappidaren Hinweis „dann tut doch was!“ von Geschlechtsgenossinen a la „selber Schuld“ bis hin zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Problem „es geht nicht um dich!“. Stellvertretend sind hier Ausszüge aus drei Beiträgen zitiert:

#Aufschrei – ich breche mit einem Tabu

… Auch die Diskriminierung von Männern ist in den Medien fast nie Thema. Aus meinem eigenen Bekannten- und Freundeskreis weiß ich, dass Männer beispielsweise in juristischen Auseinandersetzungen beim Sorgerecht so gut wie immer unterliegen. Ich selbst kenne gleich zwei krasse Fälle aus meinem persönlichen Umfeld, in denen das Sorgerecht der alkoholkranken Mutter, die das Kind geschlagen hat, zugesprochen wurde. In einem Fall musste der Vater bis zum 18. Geburtstag des Kindes eine Kontaktsperre einhalten … (weiter lesen)

Zwischen Arschklaps und #Aufschrei – Sexismus und Kram. Ein Meinungsbild

… Ich schreibe dies, weil ich bei Twitter unter dem Hashtag #aufschrei erfuhr, dass Sexismus im Alltag so häufig passiert aber niemand etwas dagegen unternimmt oder unternehmen kann? Angefacht wurde diese Diskussion von dem so genannten „Fall-Brüderle“: Eine Stern-Journalistin soll 2012 von dem just jetzt zum Kanzlerkandidaten nominierten FDP-Fraktionschef an einer Hotelbar unangemessen angemacht worden sein.
Erster Gedanke: Aha. Nun ja. Puh.
Zweiter Gedanke: Alter, Mädchen, dann tu halt was dagegen! … (weiter lesen)

#Aufschrei – Es geht nicht um mich

… Es war eine wundervolle, kluge Schweizer Feministin, die mich davon runterholte. Erst hörte sie sich diese meine Ausführungen gelassen und in allen Details an. Dann blickte sie mir fest ins Auge und sagte: “Es geht nicht um dich.” Und begann Zahlen und Fakten zu Frauenbenachteiligung aus der ganzen Welt zu nennen: Lohnunterschiede, die Verteilung von Macht nach Geschlechtern, Einschränkungen körperlicher Selbstkontrolle in kleiner und ungeheurer Dimension, Wahlrecht, Bildungschancen, religiösen Extremismus. Ihre abschließende Frage: “Details?” … (weiter lesen)

Wer heute auf Twitter den Hashtag #Aufschrei folgt, stellt fest, dass der #Hashtag auch von den vielen Idioten und Gender-AnalphabetInnen genutzt wird, die sich über das Thema lustig machen. Sie belegen damit, wie lang der Weg zu einer echten gesellschaftlichen Gleichberechtigung ist.

Ist #Aufschrei somit wieder „nur“ ein Sturm im Wasserglas, der verebben und einschlafen wird, bis der nächste Alte Herr malwieder an die Falsche gerät? Es hat nicht den Anschein, denn #Aufschrei hat Twitter verlassen wird in Blogs wie in Mainstream Magazinen diskutiert.  Es ist zu hoffen, das sich durch #Aufschrei das Problem „Sexismus“  festsetzt und es zurück schafft, dorthin, wo alles angefangen hat: zu den PolitikerInnen, damit auf Worte auch Taten folgen.

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Mehr zum Twitter Phänomen #Aufschrei

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  • @ vonhorst , die unter den ersten war, die mit dem Hashtag #aufschrei über alltäglichen Sexismus twitterte, hat mit einem gestern aufgesetzten Blog allerdings gezeigt, dass unter­schiedliche Unter­drückungs­verhältnisse zusammen­gehören: Auf alltagssexismus.de könnt ihr eure Geschichten teilen, denn dort werden “Erlebnisse zu Sexismus, Homo-, Queer- und Trans­feindlichkeit und zu Rassismus und Ableismus, den Frauen erleben, gesammelt”. Dort sind auch erste Ressourcen auf­gelistet, wie z.B. Hollaback Berlin oder Wildwasser – gegen sexuelle Gewalt . Wie es weitergeht mit #aufschrei werden wir in der nächsten Zeit sehen.


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