re:public`09 – ein Resümee

“Der Dauerbrenner”: Hat jemand Netz? – Eine Internetkonferenz ohne Internet nervt.

“Das Highlight”: Lawrence Lessig – Society 2.0 – Ein spannendes Thema hervorragend präsentiert, so macht eine Konferenz spaß.
“Die Kinderkrankheit”: Nur ein Publikums-Micro im Großen Saal

“Die Spaßmacher”:  Christian Heller – Das egoistische Mem; Markus Angermeier & Tomas Caspers – Pimp my Blog; Henning Krieg & Thorsten Feldmann – Bloggen & Recht; Mary C. Joyce – “The Power of the Digital Us: Obama and Beyond”; Markus Beckedahl – Politik 2.0 – zwischen Marketing und Veränderung – Der Vortrag stimmte mit der Ankündigung überein (war nicht immer so), das Thema wurde beherrscht, die Präsentation war strukturiert und witzig.

“Der absolute Flop!”: Peter Hogenkamp, Jakob Augstein, Helmut Lehnert, Petra Müller & Johnny Haeusler – Die Medienwelt im Wandel
Wer keinen Bock hat, soll doch zu Hause bleiben. Ein faules Podium, das irgendwie nicht mitbekommen hat, wo sie eigentlich waren. Zitat “Eigentlich hab ich ja gar keinen Bock mehr auf Medien”. Die Twitterwall war das unterhaltsamste, wenn sie lief.

Insgesamt: War gut, ist aber ausbaufähig.

Was sagen andere:

upddate 04.04.2009

update 05.04.2009

Update vom 06.04.2009

Der Amoklauf von Winnenden

Die Medien übertreffen sich wiedermal mit peinlichen und abstrusen Diskussionen von Killerspielen und dem bösen Internet, Politiker nutzen den Fall um sich in Szene zu setzen. Hier eine Sammlung von albernen Verdächtigungen und peinlichem Populismus der Politiker rund um den Amoklauf von Winnenden:

Killerspiele

Geschmackloses

Auswüchse

Diskussionsansätze

Holocaust-Leugner Williamson oder Murphy´s Law

Papst Benedict hat gestern die Priesterbruderschaft St. Pius X. wieder in den Schoss der Kirche „zurückgeholt“. Das ist an sich kein Skandal, skandalös ist jedoch, dass ein Mitglied der Gemeinschaft erst kurz zuvor den Holocaust in Zweifel stellte.

Hintergrund

Die Mitglieder der ultra-konservativen Gruppierung wurde 1988 vom Papst exkomuniziert, nachdem sie die vier Priester Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta zu Bischöfen ernannte. Die Bischofsweihe darf aber nur in päpstlichen Auftrag durchgeführt werden. Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen dem Gründer der Gemeinschaft Erzbischof Marcel Lefebvre und Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., erfolgte der Ausschluss der Bruderschaft aus der katholischen Kirche.

Die Bruderschaft – faschistoide Tendenzen

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. zählt zur äußerten Rechten in Glaubensfragen.

Theologisch nimmt sie einen traditionalistischen Standpunkt ein und lehnt einige Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils – wie die Ökumene in ihrer heutigen Form und Zielsetzung, die Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bischöfe und die Liturgiereform im Anschluss an das Konzil – ab, weil sie sie für mit der katholischen Lehre unvereinbar ansieht.

Zu gut-deutsch, die Bruderschaft hält ihre Messen auf Latein, ist gegen die Annäherung der katholischen Kirche mit den Protestanten und Orthodoxen und erst recht gegen andere Religionen (immerhin haben die Juden doch Jesus umgebracht).

Wessen Geistes Kind die Bruderschaft ist, zeigte sich unter anderem in Stuttgart. Zum Christopher-Street-Day protetsierte die Bruderschaft gegen die „moralische Umweltverschmutzung“ mit Plakaten wie: „Rettet Kinder vor Perversen“ und „AIDS Geissel der Unzucht“ und beteten zur „Wiedergutmachung der Perversion und Übertretung des 6. Gebotes des Dekalogs: ‚Du sollst nicht Unzucht treiben.‘“.

Schafe heimholen und Holocaust leugnen

Nun hat Papst Benedikt XVI. die Schafe wieder heim geholt – aus kirchenpolitischen Erwägungen, man suche die Annäherung. Man kam der Bruderschaft unter anderem damit entgegen, das im letzten Jahr wieder lateinische Messen zugelassen wurden.

Ob man die jüngsten Äußerungen von Bischof Richard Williamson als entgegenkommen bezeichnen darf, ist hingegen fraglich.

Es seien nicht sechs Millionen Juden von den Nazis ermordet worden, sondern 200.000 bis 300.000 – aber keiner von ihnen in Gaskammern (Bischof Richard Williamson – Netzeitung)

Verbal hat sich die katholische Kirche von dieser Aussage distanziert.

Die Leugnung des Massenmordes an den Juden durch den britischen Bischof sei „inakzeptabel“ und gehöre nicht zur Lehre der katholischen Kirche. (Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, im ZDF-Morgenmagazin)

Dagegen äußerst sich die Bruderschaft nur nebulös.

Unser Herr Jesus Christus ist seiner menschlichen Natur nach Jude, seine hochheilige Mutter ist Jüdin, alle Apostel sind Juden. Schon deshalb kann kein aufrechter Christ Antisemit sein. (Pater Franz Schmidberger, deutschen Piusbrüder – Spon)

Das dies eine bewusste Irreführung ist, liegt nahe, wenn man sich anschaut, was Pater Franz Schmidberger laut Spiegel Online kürzlich in einem Brief an deutsche Geistliche geschrieben hat.

„Wir sehen mit Trauer Papst Johannes Paul II. und nun auch Papst Bendedikt XVI. in eine jüdische Synagoge gehen … Die Juden unserer Tage“ seien „nicht nur nicht unsere älteren Brüder im Glauben, wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete; sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig…“

Die Schafe zurück in der Herde

Herr Kopp sagte heute morgen im Frühstücksfernsehen, die Wiederaufnahme der Bruderschaft in die katholische Kirche und die Aussagen ihres Bischofs haben nichts miteinander zu tun. Akademisch betrachtet mag dies vielleicht richtig sein.

Inhaltlich kann man das aber auch anders sehen. Denn von außen betrachtet muss man sich doch fragen, wieso die Kirche eine solche Gemeinschaft wieder zurück in ihren Kreis holt, wo man doch gewusst haben muss, welche Inhalte sie vertritt. Hat man es womöglich billigend in Kauf genommen, um den Konservativen im eigenen Lager entgegen zu kommen?

Vielleicht hat man gehofft, es fällt niemandem auf, wen man dort anheuert. Unglücklicher Weise hat Murphy´s Law zugeschlagen und eines der Schafe hat zu früh wieder angefangen zu blöcken.

Ernsthafte Vergangenheitsbewältigung (-> Rolle der Kirche im Dritten Reich) sieht jedenfalls anders aus…

Mehr zum Thema:

Die Soziologie des Deejayings – Die Kunst des Mixens

Nerdcore hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Bundeszentrale für politische Bildung in ihrem Heft „Idole-Kult“ unter anderem den sehr interessanten Aufsatz von Ronald Hitzler und Michaela Pfadenhauer Arbeitsalltag einer Kultfigur: Der Techno-DJ“ veröffetnlicht hat.
Ein absolut lesenswerter Artikel, sehr interessant.

Da in dem Artikel aber der populäre deutsche Plattenaufleger Dr. Motto als kompetenter DJ zitiert wird

„Also das mit dem Auflegen ist ganz einfach: Da nimmst du zwei Platten, legst sie auf dem Plattenteller, lässt die erste laufen, mischt die zweite rein, nimmst die erste runter und legst´ne neue auf. Und weiter geht´s“ (S. 33, Arbeitsalltag einer Kultfigur: Der Techno-DJ)

sah ich mich zu diesem Post angeregt. Zumal das Video unten sehr schön verdeutlicht, wie das so ist, „eine Pallte nach der anderen aufzulegen“.

In einer Diskussion über das (damalige) Mainstream-DJ-Popularitäts- Phänomen á la Nathalie de Borah (u.a. Depot/Münster), DJ Quissilver(1live) und Piet Blank( 1live) hat Pascal F.e.o.s. einmal gesagt,

„es gibt bei uns zwei Arten von Acts, Plattenaufleger und DJ´s. Die Plattenaufleger klatschen dir einen Hit nach dem anderen drauf, die DJ´s haben eine Gefühl für ihr Set, sie verstehen es Spannung aufzubauen und wieder rauszunehmen, sie haben ein Konzept.“(Sinngemäß widergegeben)

Das was ich von Dr. Motto gehört habe, gehört eindeutig zur ersten Kategorie. Es reicht eben nicht aus, eine Platte nach der anderen zusammen zu wursteln und dann noch ein bißchen auf die Party zu schauen – scheiß auf die Übergänge, scheiß auf den Flow.

Dr. Motto ist meiner Meinung nach in sofern ein schlechtes Beispiel, als in dem Aufsatz vorangestellt wird, dass gerade die Frage, wieviel mediealen „Fame“ einem DJ voraus geht, nicht berücksichtigt werden soll, sondern nur auf die Kompetenz geschaut werden soll, „Fame“ ist aber die einzige Grundlage von Dr. Motte´s „Ruhm“, da seine großé Popularität daher rührt, dass er sich als Vater der Loveparade stilisiert und sich anschließend in Muschelblasenden selbstinszinierungen als Techno-Star produziert hat, und nicht durch große DJ-Leistungen.

Ich denke, Jeff Mills wäre eine bessere Referenz gewesen. Der beherrscht die Kunst des Mixens, überzeugt euch selbst.

JEFF MILLS: The Exhibitionist Mix (schwarz)

JEFF MILLS: Purpose Maker Mix (weiß)

Mehr zum Thema:

Zum Tode von Ingmar Bergman – Das siebte Siegel

DET SJUNDE INSEGLET – Das siebte Siegel – The seventh Seal

Schweden – 1956 – 96 min. – schwarzweiß – Literaturverfilmung, Drama – FSK: ab 16; feiertagsfrei – Verleih: Constantin – Erstaufführung: 14.2.1962/12.4.1968 ZDF – Fd-Nummer: 10900 – Produktionsfirma: Svensk Filmindustri

Produktion: Allan Ekelund

Regie: Ingmar Bergman
Buch: Ingmar Bergman
Vorlage: nach seinem Theaterstück „Trämalning“
Kamera: Gunnar Fischer
Musik: Erik Nordgren
Schnitt: Lennart Wallén

Darsteller:
Gunnar Björnstrand (Jöns)
Max von Sydow (Antonius Blok)
Bibi Andersson (Mia)
Bengt Ekerot (der Tod)
Nils Poppe (Jof)
Gunnel Lindblom (Stumme)

Das Leid der Kreuzzüge hinter sich lassend kehrt der Ritter Antonius Block nach Schweden zurück. Hier wütet die Pest. Am Strand trifft Ritter Antonius auf den tod, derihn mit sich nehmen will. Der Ritter ist aber noch nicht bereit zu sterben. „Are you prepaired“, fragt der Tod, „My Flesh is afraid, but I am not!“ antwortet der Ritter.
Mit der Herausforderung zu einer Partie Schach gelingt es Block, sich Aufschub zu verschaffen.
So zieht der Ritter – den Tod im nacken – durchs Land, auf dem Weg zu seiner Burg. Er trifft eine Gruppe lebensfroher Gaukler, die mit ihm reisen, kommt durch ein Dorf, in dem eine Hexe verbrannt wird und verhilft seinen Knappen und einer Magd zur Flucht vor dem Tod. Auf dem Weg bleiben nur Trostlosigkeit und Vergehen, doch kein Gott, nichtmals der Satan offenbart sich dem Ritter, einzig der Tod ist allgegewärtig.
Nach langer Reise erreicht der Ritter die heimatliche Burg, er weiß, dass es das Ende ist, die Schachpartie ist verloren. Während des letzten Abendmahls klopft es an der Tür und der Tod holt die Gesellschaft ab, zu ihrer letzten Reise.

Bildgewaltig schreitet der müde Ritter durch eine Welt voll Aberglauben und religiösem Eifer. Dem Tod im Nacken erlebt er auf seiner letzten Reise die bunte Vielfallt des Lebens – Tanz, Folter, Liebe, Verrat und Leidenschaft. Block ist auf der Suche nach einer alles erklärenden Erkenntnis, nach einem Zeichen, nach der Erlösung. Doch selbst der Tod ist nicht in der Lage ihm eine befreedigende Antwort zu geben, er ist nur der Tod und das ist seine einzige Funktion.
„Das Verhalten des Ritters und seines Knappen illustrieren zwei extreme Antwortmöglichkeiten auf die existentielle Sinnfrage. Während der Ritter noch immer auf die Existenz Gottes hofft und dadurch einen Lebenssinn erhielte, während Block also an der Gottesidee als Sinngebung festhält, ist der Knappe Jöns zum zynischen Atheisten geworden, der sich angesichts der menschlichen Grausamkeit und des sinnlosen Leidens auf der Welt einen Gott nicht mehr vorstellen kann.“ (Kai Raabe in: Metzlers Filmlexikon).
„Das Paradox besteht darin, daß Bergman in diesem Film die Unmöglichkeit formuliert, nur mit Metaphysik die Sinnfragen des Lebens beantworten zu wollen.“ (Franz Ulrich in: Spuren des Religiösen im Film).
Ingmar Bergman erhielt für diesen Klassiker des Films neben vielen anderen Auszeichnungen die goldene Palme in cannes.

Weitere Links zum Film „Das siebte Siegel“:

Zum Tod von Ingmar Bergmann: