In letzter Zeit wird viel über Hydrotreated Vegetable Oil (HVO100) gesprochen, einen angeblich klimafreundlichen Kraftstoff, der zu 100 Prozent CO2-reduziert sein soll. In einer Zeit, in der der Druck zur Reduktion von Emissionen stetig steigt, klingt das nach einer Traumlösung für den Verkehrssektor; die Automobihersteller und die Tankstellenbetreiber. Doch bei näherer Betrachtung gibt es deutliche Hinweise darauf, dass hinter dieser vermeintlichen Wunderwaffe mehr politische Strategie Lobbyarbeit als echter Klimaschutz steckt – und Verkehrsminister Volker Wissing und die FDP spielen dabei eine zentrale Rolle.
Die technischen und ökologischen Herausforderungen von HVO
Bevor wir in die politischen Verstrickungen eintauchen, lohnt sich ein Blick auf die technischen und ökologischen Probleme, die mit HVO100 einhergehen. Es stimmt zwar, dass HVO aus biologischen Reststoffen wie altem Frittierfett hergestellt wird, was grundsätzlich eine positive Verwertung darstellt. Doch die Rohstoffverfügbarkeit ist begrenzt, und es besteht die Gefahr, dass bei steigender Nachfrage auf nicht-nachhaltige Quellen wie Palmöl (oder Palmölabfall) zurückgegriffen wird, was mit erheblichen Umweltschäden verbunden wäre (-> siehe Maithink) .
Die Energieintensität der HVO-Produktion und die hohen Produktionskosten sind weitere Aspekte, die die angebliche Klimafreundlichkeit relativieren. Zudem zeigt sich, dass HVO100 im Vergleich zu konventionellem Diesel nicht zwangsläufig umweltfreundlicher ist. Messungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) legen nahe, dass die Stickoxid-Emissionen bei der Nutzung von HVO100 in bestimmten Fahrzeugen sogar höher ausfallen können als bei herkömmlichem Diesel. Damit stellt sich die Frage, ob HVO100 tatsächlich die Lösung ist, als die es von einigen politischen Akteuren dargestellt wird.
(Mehr dazu hier, bei Maithink X und hier bei der Deutschen Umwelthilfe)
Die Rolle der FDP und die fragwürdige Lobbyarbeit
Die FDP, insbesondere Verkehrsminister Volker Wissing, präsentiert sich als starker Befürworter von HVO100. Laut Pressemitteilungen und öffentlichen Auftritten betont Wissing immer wieder die Vorzüge dieses Kraftstoffs und propagiert ihn als entscheidenden Schritt zur Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor. Doch dieser Enthusiasmus wirft Fragen auf, vor allem angesichts der Vorwürfe, die jüngst durch investigative Recherchen ans Licht gekommen sind.
Wie das ZDF-Magazin Frontal berichtet, steht hinter der Einführung von HVO100 eine von der Ölindustrie initiierte Lobby-Kampagne, in die das Verkehrsministerium direkt verstrickt sein soll. Besonders brisant ist die Tatsache, dass dem Ministerium vorliegende Abgasmessungen, die die potenziellen Gefahren von HVO100 aufzeigen könnten, zurückgehalten wurden. Statt transparenter Information scheint es darum zu gehen, den Kraftstoff auf dem Markt zu etablieren – unabhängig von den tatsächlichen Umweltwirkungen.
Noch gravierender sind die Enthüllungen über die enge Zusammenarbeit zwischen Verkehrsminister Volker Wissing, seinem Staatssekretär Oliver Luksic, und der Lobby-Organisation Mobil in Deutschland. Diese Organisation bot gegen Zahlungen exklusive Treffen mit hochrangigen Politikern an, um den Einsatz von HVO100 zu fördern. Diese Praktiken werfen ein düsteres Licht auf die Integrität der politischen Entscheidungsprozesse und lassen Zweifel daran aufkommen, ob es hier wirklich um das Gemeinwohl geht – oder nur um die Interessen einer einflussreichen Lobby.
(Mehr dazu hier, beim ZDF)
Fazit: Ein zweifelhaftes Klimaversprechen
HVO100 wird als Schlüssel zur Defossilisierung des Verkehrssektors verkauft, doch die Probleme bei seiner Produktion und Nutzung sowie die fragwürdige Rolle politischer Akteure stellen dieses Versprechen in Frage. Die enge Verstrickung von FDP-Politikern wie u.a. Verkehrsminister Volker Wissing mit der Industrie-Lobby lässt vermuten, dass HVO100 weniger ein klimafreundlicher Kraftstoff und mehr ein politisches Ablenkungsmanöver ist.
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